In Thailand steht das Essen im Mittelpunkt jeder gesellschaftlichen Zusammenkunft und wird nicht selten selbst zum eigentlichen Anlass. Das liegt einerseits an der offenen, geselligen Art der Thais, andererseits an der Art, wie Speisen bestellt, serviert und gemeinsam genossen werden. Familie und Freunde finden beim Essen zusammen und teilen alles miteinander. Dem kann ich zu 2000 % zustimmen.
Die Hauptgeschmacksrichtungen der thailändischen Küche
Ein typisches thailändisches Mahl vereint fünf Grundgeschmacksrichtungen: salzig, süß, sauer, bitter und scharf. Die meisten thailändischen Gerichte gelten erst dann als vollkommen, wenn alle fünf präsent sind. Obwohl die Würzung für ausländische Gaumen recht intensiv sein kann, sorgt die Küche stets für ein ausgewogenes Aromenspiel.
Ob im Restaurant oder zu Hause: Eine thailändische Runde bestellt meist mehrere Fleisch- und/oder Fischgerichte, Gemüse, ein Nudelgericht und oft auch eine Suppe. Alles wird geteilt – abgesehen von der Suppe: Entweder bestellt jeder seine eigene oder erhält eine kleine Schale, um sich zu bedienen. Ein Beispiel ist meine berühmte tom yum-Suppe oder die tom yum talay mit Meeresfrüchten. Im Gegensatz dazu wird die tom kha-Suppe eher wie ein Curry gegessen.
Manchmal besteht das Dessert lediglich aus frischem Obst wie Ananas oder einer der zahllosen tropischen Früchte des Landes – Guave, Durian, Mangostan, Papaya, Banane, Tamarinde oder Mango, um nur einige zu nennen. Und natürlich gibt es den berühmten Mango Sticky Rice.
Oder es wird aufwendiger: bunte Reiskuchen, in Kokosraspeln gewälzte Reisbällchen, Grass Jelly oder ein Dessert aus gelben Bohnen wie die Med Kanoon.
Thais essen in Ruhe und genießen jede Mahlzeit, denn sie ist auch eine Gelegenheit, Zeit mit den Liebsten zu verbringen.
Die Einflüsse der thailändischen Küche
Die Aromen des modernen Thailand haben eine lange Geschichte. Bereits im 13. Jahrhundert hatte das thailändische Volk den Kern der heutigen siamesischen Küche etabliert: verschiedenes Fleisch und Meeresfrüchte kombiniert mit Reis, einheimischem Gemüse, Kräutern sowie reichlich Knoblauch und kräftigem Pfeffer. Später brachten chinesische Händler Nudeln nach Thailand – zum Beispiel für das Pad See Ew – sowie das wichtigste Kochwerkzeug: den Stahlwok.
Auch indische Gewürze und Aromen hinterließen ihre Spuren, sichtbar in den grünen, roten und gelben Currys. Obwohl thailändische Currys unverwechselbar sind, enthalten ihre Pasten zahlreiche indische Gewürze und bewahren dank lokaler Zutaten ihren eigenen Charakter, etwa durch das heilige thailändische Basilikum, das ich in meinem Thai-Basilikum-Huhn und im Pad Gra Prow verwende, oder durch Zitronengras und Galanga. Basilikum findet sich zudem in Salaten, etwa in manchen Varianten von Moo Nam Tok, dem thailändischen Schweinesalat. Ebenfalls beliebt ist das Panang-Curry.
Weitere Impulse kamen aus den Nachbarländern Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Laos, Myanmar und Malaysia. All diese Einflüsse verschmelzen zu dem komplexen Geschmack der heutigen thailändischen Küche, einer der weltweit dynamischsten und beliebtesten.
Reis
Nichts ist in der thailändischen Küche wichtiger als Reis. Er begleitet nahezu jede Mahlzeit, wird mit Respekt behandelt und niemals verschwendet. Thailand baut viele Sorten an; der Jasminreis ist der beliebteste, aber auch der teuerste. Klebreis ist ebenfalls sehr verbreitet, und weißer Reis ist günstiger als Jasminreis, dabei aber genauso lecker.
Köche achten genau auf die Qualität des Reises und beherrschen unterschiedliche Techniken für Temperatur, Wassermenge, Dämpfen und Garzeit. Ein guter oder schlechter Reis kann eine ganze Mahlzeit ausmachen.
Nudeln sind zwar weit verbreitet, doch nicht so allgegenwärtig wie Reis. Während Reis gemeinsam gegessen wird, sind Nudelgerichte meist für den Einzelnen gedacht. Nein, meine Nudeln teile ich nicht, das ist nun einmal Tradition.
Die Bedeutung des Anrichtens
Die formelle Präsentation von Speisen ist ein weiterer wichtiger Aspekt der thailändischen Kultur. Sorgfalt und Schönheit beim Servieren sind wesentliche Bestandteile des kulinarischen Erlebnisses.
Unabhängig von den wunderbaren Aromen muss ein Gericht ansprechend aussehen – so wird der Respekt der thailändischen Kultur vor ihren Speisen und Zutaten geehrt. Die Präsentation gehört zu den exquisitesten der Welt: Servierplatten sind mit kunstvoll geschnitztem Gemüse und Obst verziert, und auch in Pfannengerichten findet sich dekorativ geschnitztes Gemüse. Köche lernen diese Schnitzkunst, denn gutes Essen verlangt über das Kochen hinaus ästhetische Aufmerksamkeit. Ein gutes Beispiel sind die frittierten Enoki.
Die meisten Speisen werden in mundgerechten Stücken serviert – ein eleganter Weg, die buddhistische Empfehlung zu umgehen, kein ganzes Tier zu kochen. Fisch, Rind, Schwein und Huhn werden daher vor dem Garen in Scheiben geschnitten; auch andere Zutaten werden gehackt oder gewürfelt.
Das Land des Snackens
Neben den Hauptmahlzeiten sind Thais leidenschaftliche “Snacker”. An Straßenständen oder Märkten bekommt man für wenige Cent rasch einen köstlichen Happen.
Beliebte Snacks sind Frühlingsrollen, Satay-Hähnchenspieße oder Rindfleischspieße, Rohkost mit scharfer Dip-Sauce, Suppen, Salate und allerlei Süßigkeiten.
Insekten
Es gibt eine große Vielfalt an essbaren Insekten in Thailand. Klicken Sie auf den Link, um meinen Artikel dazu zu lesen.