Authentisches Kinilaw na Isda

Ein erfrischendes philippinisches Ceviche aus rohem, in Reisessig mariniertem Thunfisch, kombiniert mit Zitrusfrüchten und knackigem Gemüse.

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Gerade hat die Sonne den Horizont geküsst. Auf einer hölzernen banca vor Surigao weicht der Arbeitstag bereits dem Frühstück. Ein Fischer hievt seine Netze an Bord – darin zappelt ein silbrig glänzender tanigue, noch bebend im Tauwerk.

Er beträufelt ihn mit Kokosessig aus einer alten Sodaflasche und bestreut das Fleisch anschließend mit Zwiebeln, Ingwer und einer einzigen roten siling labuyo. Nach wenigen Minuten zieht sich der Fisch zusammen, nimmt einen rosigen Schimmer an und wandert – Stück für Stück – rund um das Boot, während die frische Lake leise zischt, wenn Säure auf Gewürze trifft.

Das ist kinilaw: Meeresfrüchte, „gegart“ nicht durch Feuer, sondern durch Essig. Über Zeiten und Gezeiten hinweg bleibt das Gericht unverkennbar philippinisch, auch wenn Zutaten, Regionen und Diskussionen es zu einer köstlich lebendigen Tradition formen.

Sisig vor rustikalem Holzhintergrund
Entdecken Sie einen weiteren ‘Salat’ der Region: sisig.

Die Ursprünge des Kinilaw

Beim Ausheben einer Müllgrube aus dem 10. Jahrhundert in Butuan stießen Archäologen auf winzige Fischgräten, säuberlich in Würfel geschnitten. Unweit davon lagen Schalen der Waldfrucht tabon-tabon, deren cremiges Fruchtfleisch bis heute das Kinilaw aus Mindanao verfeinert.

Diese Funde sind ein stiller, aber eindrucksvoller Beweis dafür, dass die Filipinos schon vor tausend Jahren Essig statt Feuer zum „Garen“ nutzten. 1613 führt das Vocabulario de la lengua tagala das Wort „cquilao“ auf – Fleisch oder Fisch, roh, aber „leicht gegart“ in suka, Salz und Chili. Die visayanische Wurzel kilaw bedeutet schlicht „frisch essen“.

Weil jede Küstengemeinde fermentierbare Säfte und reichlich Fisch besaß, verbreiteten sich die Spielarten dieses Gerichts im ganzen Archipel – lange bevor Magellans Flotte vor den Philippinen ankerte.

Jahrhunderte später brachte Lateinamerika seinen eigenen Verwandten hervor – das mit Zitrone statt Essig zubereitete Ceviche. Dennoch behält Kinilaw die Vormachtstellung: Zuerst zieht der Fisch in Essig, Zitrusfrüchte kommen erst hinterher, und gegessen wird, solange die Frische unbändig funkelt.

Die Schlüsselzutaten des Kinilaw

Kinilaw na Isda – Zutatenliste

Der Fisch: Im Zentrum des Kinilaw steht eine Zutat von kristallener Reinheit: glasig schimmernder Thunfisch, marmorierte Meeräsche oder spanische Makrele – frisch wie die Brandung, aus der sie stammt.

Der Kokos- oder Zuckerrohr­essig: Tiefgang verleiht oft der sukang tuba – milchig, mild und noch am selben Morgen gezapft. Ein Spritzer calamansi (eine heimische Zitrusfrucht, ersatzweise Limette) oder der Duftschalenabrieb der wilden biasong hebt das Aromenspiel um mehrere Oktaven.

Ingwerscheiben schneiden durch das Fett, rote Zwiebeln sorgen für Biss, und der kleine Vogelaugen-Chili kitzelt die Zunge gerade so sehr, dass der nächste Bissen unausweichlich wird. Salz würzt und festigt das Fleisch in Sekunden.

Versierte Köchinnen und Köche tauchen die Fischwürfel kurz in Essig, lassen sie abtropfen und vereinen anschließend alle Zutaten in einer Schüssel, die sofort auf den Tisch kommt. Der perfekte Garpunkt zeigt sich, wenn der Fisch außen einen matten Rand bildet und innen noch glasig schimmert – exakt der Moment, in dem Essig die Proteine strafft, ohne sie zu trüben. Öl, Milchprodukte oder langes Warten? Überflüssig. Der Essig hebt den puren Geschmack hervor.

Die vielen Varianten des Kinilaw

In Mindanao und den Visayas parfümiert geriebener tabon-tabon die Schale; viele schwören darauf, dass die Frucht das lansa – den „Fischgeschmack“ – zähme und den Magen schone. Entlang der Küsten Cebus verleiht hauchdünn geschnittene biasong jedem Happen Zitrusfrische. Siargao und Surigao geben einen Schuss Kokosmilch hinzu und zaubern so das cremige kinilaw sa gata.

Weiter nördlich schlagen die Ilocanos eine bodenständige Richtung ein: Ziege oder Schwein werden gegrillt, in Stücke geschnitten und mit derselben säuerlich-scharfen Mischung beträufelt – daraus entsteht das Fleisch-kilawin. In Davao treffen sich im sinuglaw gegrillter Schweinebauch und Thunfisch-Kinilaw in einer Schüssel; brachiale Röstaromen begegnen hier spritziger Frische.

Philippinisches Lechon Kawali vor rustikalem Holzhintergrund
Lechon – ein weiteres köstliches Gericht der Region

Zeitgenössische Köchinnen und Köche bewachen die Grenzen weiterhin streng: Lachs gilt als suspekt, Mayonnaise gar als Ketzerei. Warnsignale für Unechtheit sind reine Zitrusmarinaden, zuckersüße Limonaden oder Fisch, der so lange badet, bis er kreideweiß ist. Doch innerhalb dieser Leitplanken blühen unzählige Dialekte auf – und jeder schwört: „So macht es meine lola.“

Thunfisch-Kinilaw – philippinische Ceviche

Erfrischende philippinische Ceviche aus roh mariniertem Thunfisch, Reisessig, Zitrusfrüchten und knackigem Gemüse.
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Vorbereitungszeit: 20 Minuten
Zubereitungszeit: 2 Stunden
Gesamtzeit: 2 Stunden 20 Minuten
Gericht: Vorspeise
Küche: philippinisch
Servings: 4
Author: Marc Winer

Zutaten

  • 0.5 kg Thunfischfilet in Würfel geschnitten
  • 230 ml Reisessig alternativ Kokos- oder Zuckerrohressig
  • 1 Esslöffel Ingwer gehackt
  • 1 rote Zwiebel gehackt
  • 2 Tomaten gehackt
  • 0.5 Gurke in Würfel geschnitten
  • 7 rote Chilischoten in Scheiben geschnitten
  • 2 Limetten ausgepresst; alternativ die dreifache Menge Calamansi, falls erhältlich
  • Salz nach Geschmack
  • Pfeffer nach Geschmack

Anweisungen

Zubereitung

  • Den Fisch gründlich waschen und putzen.
    0.5 kg Thunfischfilet
  • Das Filet in Würfel schneiden; dabei eventuell verbleibende Haut oder Gräten entfernen.
    Kinilaw na Isda - Dice the tuna, discarding scales and bones if present
  • Die Fischwürfel in eine Schüssel geben, mit Essig übergießen und abgedeckt ziehen lassen.
    230 ml Reisessig
    Kinilaw na Isda - Place the tuna in a bowl, pour over the vinegar, and cover
  • Etwa 1 Stunde im Kühlschrank marinieren.
    Kinilaw na Isda - Let marinate for about 1 hour (chilled)
  • Den Essig abgießen, den Fisch kurz unter kaltem Wasser abspülen und gut abtropfen lassen.
  • Ingwer, Zwiebel, Tomaten, Gurke, Chili und Limettensaft untermischen, anschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.
    1 Esslöffel Ingwer, 1 rote Zwiebel, 2 Tomaten, 0.5 Gurke, 7 rote Chilischoten, 2 Limetten, Salz, Pfeffer
  • Vor dem Servieren mindestens 1 Stunde im Kühlschrank durchziehen lassen.
  • Als Vorspeise oder mit Reis als Hauptgericht servieren.

Notizen

  • Verwenden Sie besonders frischen oder zuvor tiefgefrorenen Thunfisch, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
  • Für noch mehr Pfiff beim Servieren ein paar frische Korianderblätter darüberstreuen.
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Kulinarische Quellen

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